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Du bist einzigartig mit Lisa von Stadtlandmama

Hallo Ihr Lieben.

Vor einigen Wochen war ich ja bei der Blogfamilia in Stuttgart zum Thema „Digitalkompass für Eltern“. Dort durfte ich endlich einmal Lisa von Stadlandmama persönlich kennenlernen, die gemeinsam mit ihrer Freundin Katharina (die wir übrigens vor einigen Jahren auch bereits interviewt haben) einen der bekanntesten Blogs Deutschlands betreibt. Ihren Blog verfolgen wir beide schon sehr lange und wir lieben vor allem die abwechslungsreichen Themen und die verschiedenen Erfahrungsberichte mitten aus dem Leben.

 

 

Lisa hat früher in Berlin gelebt und lebt nun mit Mann, ihren drei Kindern und vielen Tieren auf dem Land. Lisa ist ein sehr herzlicher  und offener Mensch, der mir gleich super sympathisch war. Zu ihrer Arbeit als Bloggerin ist sie Texterin, Journalistin, Autorin und auch Teammitglied der Blogfamilia.

Wir haben ihr nun zum Thema digitale Medien einige Fragen gestellt und sie verrät uns, wie sie ihre eigenen Kinder auf die Gefahren des Internets aufmerksam gemacht hat und wohin die Reise der Blogfamiliär noch geht.

 

 

Wir haben uns ja bei der Blogfamiliär in Stuttgart endlich persönlich kennen gelernt. Das Thema war „Digitalkompass für Eltern“. Die neuen Medien sind unserer Meinung nach Fluch und Segen zugleich, gibt es bei euch denn daheim konkrete Regeln?

Hach ja, schön wär´s. Also wenn diese auch eingehalten würden. Beim Essen gibt es bei uns keine „Geräte“ am Tisch, das halten wir auch ganz gut durch. Wir leben aber selbst als Eltern durch unseren Beruf auch stark im Digitalen, so dass wir keine richtig tollen Superduper-Vorbilder sind. Wir schreiben schon auch mal eine Mail, wenn wir gerade die Hausaufgaben der Kinder betreuen und gucken immer mal wieder drauf. Aber ich steuere über eine App zumindest die Onlinezeiten der Kinder und wenn die Zeit pro Tag abgelaufen ist, können sie an ihren Geräten nichts mehr machen. Außer mich anrufen 😉

 

Fotocredit: Kerstin Bienzle

 


Wie hast du deine Kinder auf die Gefahren des Internets aufmerksam gemacht? 

Oh, da sprechen wir schon viel drüber. Wir lesen auch recht viele Magazine und Zeitungen hier und wenn es um Cybermobbing oder -grooming geht zeige ich ihnen auch gern mal Artikel. Wir sprechen auch viel darüber, warum ich sie im Internet nicht zeige oder mit Klarnamen in Texten vorkommen lasse. Wir möchten einfach, dass sie sich ihre digitale Identität selbst aufbauen. Wer ihre Namen googlet, kommt höchstens auf die Seiten ihrer Sportvereine. Auch die Schulen bieten immer wieder Präventionsseminare an. Sie wissen, dass Bilder aus dem Netz nicht mehr verschwinden und die sensibel mir ihre Daten umgehen müssen. Und sie wissen auch, dass sie nur mit Leuten chatten, die sie wirklich im wahren Leben schon mal getroffen haben. Bei dieser Regel geht es vor allem um Spieleapps, in denen auch mit völlig Fremden gechattet werden kann. Da sag ich schon, dass sich auch 50jährige als Zehnjährige ausgeben können.

 

Cyber Mobbing in sozialen Netzwerken, musstest du beziehungsweise in deinem Bekanntenkreis damit bereits Erfahrungen machen? Wenn ja welche?

Nein, zum Glück nicht. Eher umgekehrt. Als ein Kind aus der Klasse vom Lehrer wegen Schwätzens von einem Schulkonzert ausgeschlossen wurde, haben sich vielmehr im Klassenchat Dynamiken entwickelt, die erfreulich waren. Sie überlegten, was sie tun könnten, um ihren Mitschüler doch noch mit auf die Bühne zu kriegen, planten eine Unterschriftenaktion. Er durfte am Ende zwar trotzdem nicht auftreten, aber dem Zusammenhalt in der ganzen Klasse hat das enorm geholfen. Das wäre ohne Chats am Nachmittag sonst so gar nicht möglich gewesen und ist für mich auch mal ein positives Beispiel in all der Verteuflung der digitalen Medien im Jugend- und Kindesalter.

 

 

Ab welchem Alter dürfen sich deiner Meinung nach Kinder mit digitalen Medien beschäftigen?

Na, beschäftigen ist ja nicht gleich beschäftigen. Ich mache große Unterschiede zwischen: „Mama, darf ich mir die logo-Nachrichten in der Mediathek anschauen?“ und „Kann ich zwei Stunden wie bekloppt zocken und virtuelle Kühe füttern“? Oder wenn im Chat Hausaufgabenschwierigkeiten geklärt werden: „Hat jemand Nummer 8a kapiert, wie geht’s das?“ Für mich gibt es also nicht DIE digitalen Medien. Die geben ja so viel her, da mach ich Unterschiede. 

Bei uns war es so, dass die Kinder zum Eintritt in die fünfte Klasse ein Handy bekamen, weil sie ab da mit dem Linienbus durch die Weltgeschichte zuckeln und es mir lieber ist, sie können mich anrufen, wenn sie den Bus verpassen oder jemand Komisches neben ihnen sitzt. Am Tablet haben sie aber auch vorher schon mal Feuerwehrmann Sam geguckt oder davor Lauras Stern.

 

 

 

 

 

Welche Tipps hättest du für andere Mütter im Umgang mit dem Internet?

Gar keine, um ehrlich zu sein. Wir sind ja die erste Generation, die damit umzugehen hat. Und ich bekomme selbst unglaubliche Aggressionen, wenn ich sehe, wie süchtigmachend einige Spiele konzipiert sind. Da gibt es eins, bei dem man Dörfer baut und das aber auch weiterläuft, wenn die Kinder in der Schule sind. Sie werden also angegriffen in dieser Zeit und wenn sie sich nicht SOFORT nach der Schule wieder ransetzen, wird alles, was sie sich mühsam aufgebaut haben zerstört. Eine Loose-loose-Situation für alle. Schrecklich. Man hört es schon, ich verzweifle also auch oft daran. Sehr oft sogar. Obwohl ich die Möglichkeiten toll finde, wenn sie bei Kicker alles zu ihrem Lieblingsverein nachlesen können, wenn sie sich Dokus über Sek-Einsätze anschauen und plötzlich mit Fachwissen glänzen. Ich glaube, dieses Fluch und Segen-Ding passt da in meiner Gefühlswelt supergut. 

Ich mags nicht, wenn die Kinder nur passiv auf der Couch sitzen, sich Sachen reinpfeifen und gefühlt ihre Kindheit verpassen. Wenn sie dann so lustlos auf alles andere werden. Da muss man echt ne gute Balance finden. Ich kann dazu aber keine Tipps geben, denn jede Familie und jedes Kind ist anders. Bei uns gibt es auch große Unterschiede zwischen den Kindern. Das eine neigt mehr zur Tabletsucht als das andere. Da braucht es dann auch unterschiedliche Maßnahmen. Am Ende macht´s die Mischung. Solange sie noch mehrmals die Woche draußen Sport treiben, können sie halt auch ab und an da ran.

 

 

Du bist erfolgreiche Bloggerin, Journalistin, Autorin und gehörst zum Team der Blogfamilia. Wie schaffst du alles mit drei Kinder unter einen Hut zu bringen?

Tja, was soll ich dazu sagen? Ich bin eine totale Teamworkerin. Die drei Kinder habe ich ja nicht alleine 😉 Und wir wohnen zudem in der Großfamilie, wo die Kinder auch immer mal zum Onkel oder zu den Großeltern rüberlaufen können. Oder in den großen Garten, sie sind ja jetzt auch schon größer, zwischen 10 und 12 Jahre alt. Meinen Blog Stadt Land Mama führe ich auch nicht alleine, da hab ich Katharina aus Berlin an meiner Seite, so dass da mehrere Schultern sind die es tragen. Auch als Autorin für Bücher habe ich bislang immer im Team gearbeitet und noch nie allein eins geschrieben. Auch die Blogfamilia stemmen wir im Team. Mich beflügelt das sehr, weil es einfach in allen Lebenslagen schön ist, zusammen für eine Sache zu brennen. Für die Familie, für die Bloggerei, für Bücher oder tolle Events. Wenn ich für eine Sache brenne, fühlt sich das ja auch wirklich kaum nach Arbeit an. Und im Leben als Selbständige gibt es ja immer Wellen, also Phasen. Mal mehr zu tun, mal weniger. Da gibt es also auch immer mal wieder Möglichkeiten der Regeneration.

 

 

Die Blogfamilia ist dieses Jahr am 18. Mai in Berlin. Warum ist es ein Muss, dorthin zu gehen?

Ach, ich bin vorsichtig mit MUSS und MÜSSEN 😉 Aber die Blogfamilia wird auch in diesem Jahr phänomenal. Man sieht ja auf so einer Konferenz gar nicht, wie viel Orga-Aufwand das im Hintergrund ist, wie wir immer wieder die Köpfe zusammenstecken, um noch besser zu werden. Das ist einfach phänomenal, was diese wenigen Leute (wir sind acht) da mit den unterschiedlichsten Kompetenzen auf die Beine stellen. Und das neben Job und insgesamt 21 Kindern, die wir gleichzeitig großziehen… 

In diesem Jahr freue ich mich besonders auf die Keynote, die wird richtig prominent besetzt. Am Mittag/Nachmittag dann wieder ein Showact von Schlagfertigkeitsqueen Nicole Staudinger und zwischendrin viel Zeit für Vernetzung und Weiterbildung. Wir bieten so tolle Workshops für BloggerInnen an – und das alles für zehn Euro inklusive Essen und Kinderbetreuung – und mit Sponsoren, die sich diesmal richtig was ausdenken von der Massagebank für die Großen bis zu Parcours und Bällebad für die Kleinen. Auch das Familienministerium wird uns wieder unterstützen. Das lohnt sich einfach ohnehin.

 

 

Die Blogfamiliär war das erste Mal in Stuttgart zu Gast. Wohin geht die Reise beziehungsweise welche Städte sind noch geplant?

Ja, wie ich oben schon erwähnte, wir haben alle immer wieder neue Ideen und einfach ein super Team. Da dachten wir irgendwann: Es muss ja nicht bei der einen großen Konferenz pro Jahr in Berlin bleiben, wir könnten mit dem Thema Digitale Bildung, das immer wichtiger wird, ja auch mal in die Städte gehen, mit kompetenten SpeakerInnen und das Ganze nicht nur für BloggerInnen anbieten, sondern für alle Eltern, PädagogInnen oder Interessierte. Den Auftakt haben wir dann in Köln gemacht, danach ging es nach Stuttgart, als nächstes ist Hamburg dran. Danach stehen noch München, Frankfurt und Leipzig auf der Wunschliste. Da gibt es aber noch keine festen Termine.

 

 

Auf deinem Blog Stad Land Mama, den du erfolgreich mit deiner Freundin Katharina betreibst, erzählst du von deinem Leben auf dem Land. Was vermisst du an der Stadt beziehungsweise könntest du dir vorstellen, noch einmal in einer Großstadt zu leben?

Es war jedenfalls der Ursprungsgedanke von Stadt Land Mama, über die unterschiedlichen Standorte und Lebensweisen von uns zu berichten, denn wir haben Stadt Land Mama 2012 gegründet, als ich grad mit meiner Familie von Berlin ins Bergische bei Köln zog. Das Blog wurde dann ja schnell größer und auch thematisch viel breiter.

An der Stadt vermisse ich das einfach nach draußen fallen und fußläufige Cafés, Restaurants. Dazu Spielplätze, hier auf dem Land hat ja jeder einen eigenen im Garten, damals in Berlin hab ich auf Spielplätzen GELEBT. Ich hab da IMMER jemanden getroffen, zusammengesessen, geklönt, ganz ohne Verabredung. Überhaupt das Menschen treffen. In Berlin hab ich studiert, die Journalistenschule gemacht, meine ersten Jobs gehabt, die Kinder gekriegt. Auf der Straße traf ich einfach immer jemanden aus irgendeiner Phase meines Lebens. 

Dazu kommt, dass die Wohnsituation eine ganz andere ist. In Berlin lebten wir alle in Mietwohnungen, auf dem Land haben viele Eigentum und das dominiert schon auch oft die Gesprächsthemen. Welche neue Heizung, welchen Bodenbelag. Ich bin kein besonders häuslicher Mensch, ich will raus, bin neugierig, lerne gern Menschen kennen. Geh gern zu Lesungen, ins Kino, abends mal tanzen. Das war schon am Anfang gewöhnungsbedürftig, auch weil auf dem Land schon vieles verbindlicher ist mit festen Cliquen und Co. Das war in der Stadt viel flexibler alles, abwechslungsreicher.

Mittlerweile habe ich aber das Gefühl, das Beste von allem vereinen zu können. Die Kinder werden größer, ich bin wieder mehr auf Dienstreisen oder fahre einfach mal nach Köln rein. Einzig: Dass die Kinder nicht allein zu ihren Hobbys können und immer gebracht werden müssen, ist für mich schon ordentlich Aufwand hier auf dem Land. Dafür wohnen wir aber halt einfach im Paradies.

 

 

Wenn du die Zeit noch einmal zurückdrehen könntest, was würdest du in deinem Leben anders machen?

Oh, ich bin überhaupt kein Mensch, der bereut. Ich nehm mein Leben oft einfach so wie es kommt. 

Es gibt aber doch EINE Sache, über die ich mich – mit unserer jetzigen Erfahrung – wirklich sehr ärgere und das ist der Einschulung-Stichtag (30.9.) in NRW, der dafür sorgte, dass unsere Zwillinge, die eigentlich erst für Oktober ausgerechnet waren und dann Ende September kamen mit 5 zur Schule mussten. Ihnen fehlt dieses Jahr und ich bin sehr sauer auf das System, dass uns trotz ausdrücklichem Elternwunsch, sie noch ein Jahr in der Kita spielen zu lassen, gezwungen hat, sie zur Schule zu schicken. Ich verstehe einfach nicht, wieso man unsere Kinder heute so stressen und durchs Leben jagen muss. Und warum der Elternwille in so einem Fall einfach nicht zählt, obwohl wir unsere Kinder doch nun wirklich am besten kennen.

 

Liebe Lisa, vielen lieben Dank dass Du Dir die Zeit genommen hast, unsere Fragen so ausführlich zu beantworten. Leider können  wir beide bei der Blogfamilia in Berlin nicht teilnehmen, weil der Tag genau auf den Geburtstag unserer Louisa fällt. Aber ich hoffe wir sehen uns dennoch ganz bald einmal wieder…

 

Viele liebe Grüße.

limone

 

Interview mit Johanna Trommer + Buchverlosung

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Hallo Ihr Lieben.

Der Vorweihnachtsstress hat uns fest im Griff und auch wenn wir uns jedes Jahr vornehmen, nicht in Hektik zu verfallen, geschieht es all die Jahre wieder. Aber eine Weihnachtsfeier jagt die nächste und so schön all diese Treffen und Feste auch sind, so anstrengend sind sie dennoch. Da fällt es schwer, einen klarer Kopf zu behalten und vor allen Dingen, nichts zu vergessen. Aber wir versuchen, uns bewusst ab und an kleine Auszeiten zu genehmigen und beispielsweise ein gutes Buch zu lesen oder den Kindern eine Geschichte vorzulesen. Für uns beide sind diese bewussten Lese-Auszeiten essentiell und werden einfach viel zu selten wahrgenommen.

Heute freuen wir uns wirklich sehr, Euch die Stuttgarter Autorin Johanna Trommer der berühmten Kinder- und Jugendbuchkrimireihe Karl Kessel vorstellen zu dürfen. Dem ein oder anderen ist der Hobbydetektiv Karl Kessel sicherlich ein Begriff, der gemeinsam mit seiner Assistenz-Ermittlerin Marlene spannende Fälle aufdeckt. Die Kinder-Krimis von Johanna Trommer sind super spannend und unterhaltsam geschrieben und heben sich deutlich von den durchschnittlichen Kinderkrimis ab. Zudem spielen sie in Stuttgart, was uns natürlich sehr freut.

Johanna Trommer wuchs in Stuttgart auf und arbeitet als Redakteurin und Kinder- und Jugendbuch-Autorin. Zusammen mit ihrer Familie lebt sie in ihrer Heimatstadt Stuttgart. Bei ihren deutschlandweiten Lesungen begeben sich die Zuhörer nicht nur mit Karl Kessel auf Spurensuche, sondern erfahren gleich noch allerlei Spannendes rund ums Thema Kriminalistik – und dürfen diesbezüglich ihr eigenes Fachwissen unter Beweis stellen und mitknobeln. Zudem setzt sich die Autorin ehrenamtlich für Leseförderung ein.

Johanna Trommer hat im November den dritten Band von  Karl Kessel heraus gebracht. In Karl Kessels vorherigen Fällen „Karl Kessel – Mord im Opernhaus“ und „Karl Kessel – Eine Leiche für die Katz“ ermitteln Karl und Marlene in rätselhaften Mordfällen, begeben sich in die Stuttgarter Kunstszene oder streifen eine märchenhafte Geschichte aus dem Reich der indischen Maharadschas. Im dritten Teil geht es nun um den „Schneewittchen-Fall“, mehr dazu erfahrt Ihr im Anschluss an das Interview.

 

Kalt Kessel drei Krimis

 

 

Wir haben Johanna ein paar Fragen gestellt und dürfen im Anschluss drei Exemplare ihres neuesten Buches, dem dritten Teil von Karl Kessel mit dem Namen „Karl Kessel – Der Schneewittchen-Fall“ unter Euch verlosen. Aber erst einmal starten wir mit dem Interview:

 

 

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Wie sah Dein Leben vor Deinen Kindern aus?

Das Leben vor meinem Kind – es ist bis jetzt nur eines, ein 4-jähriger Sohn –war ein ganz anderes. Ich war zum Beispiel immer bis tief in die Nacht hinein wach und habe den Tag gestartet, wie und wann ich eben wollte. So ein bisschen nach Pippi Langstrumpfs Motto: Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt. Viele meiner Texte entstanden damals nachts. Diese sehr intensiven, nächtlichen Schreib-Phasen habe ich sehr genossen.

 

Was hat sich verändert seit Du Kinder hast? Was vermisst Du heute?

Es hat sich alles verändert. Wenn Menschen sagen: Ein Kind krempelt das Leben komplett um, dann trifft das absolut zu. Vorher war ich Künstlerin, die fröhlich in ihrem eigenen Chaos lebte, ganz nach ihren eigenen Regeln; heute habe ich mich mit meinem Sohn an einen geregelten, fest gestalteten Alltag zu halten – welcher momentan damit beginnt, dass ich ihn um 8.30 Uhr zum Kindergarten bringe. Früher habe ich kaum irgendetwas an zwei aufeinander folgenden Tagen zur gleichen Uhrzeit getan. Ein Kind ist zwar etwas Wunderbares (ich würde meinen Sohn für nichts in der Welt hergeben!), aber es ist eben auch ein harter Job. Was ich vermisse: Meine Freiheit.

 

Was ist Stil für Dich? Wie hat sich Dein Stil geändert seit Du Kinder hast?

Stil ist, wenn man weiß zu gestalten. Das kann Kleidung betreffen oder etwa die Gestaltung der eigenen vier Wände. Stil ist etwas Ausgesuchtes, nichts von der Stange, etwas, womit man sich selbst charakterisiert und individualisiert. Mein Stil hat sich, meine ich, nicht geändert, seitdem ich ein Kind habe –allerdings komme ich weniger dazu, diesen Stil auszuleben. Es fehlen dazu Muße und Zeit.

 

Wie sieht ein ganz normaler Alltagstag bei Euch aus?

Aufstehen (viel zu früh!), fertig machen, Kind aufwecken, Kind fertig machen, Kind in den Kindergarten bringen. Dann beginnt meine Arbeitszeit, in der ich redaktionelle Aufträge bearbeite und, wenn es irgendwie reinpasst, meine Bücher schreibe. Um 15.30 Uhr ist damit Schluss, dann muss ich meinen Sohn abholen. Ich freue mich jeden Tag, ihn nach dem Kindergarten wieder zu sehen. Dann gestalten wir unsere Zeit zusammen, bis Papa nach Hause kommt und schon bald das Abendessen gekocht wird. Ich glaube, mein Sohn besitzt genau wie ich eine ausgeprägte Nachaktivität: Vor 22 Uhr schläft er praktisch nie.

 

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Was hat Dich in Deinem Leben geprägt?

Dazu könnte ich womöglich ein Buch schreiben. Ein paar Stichworte: Meine Eltern, die Schule, auf die ich gegangen bin, mein Design-Studium in Köln, meine Freunde, natürlich mein Lebensgefährte und unser gemeinsamer Sohn, klassische Musik, Kunst, die Reisen, die ich unternommen habe.

 

Was ist Dir wichtig, Deinen Kindern auf Ihrem Weg mitzugeben?

Fröhlichkeit und Humor. Die Fähigkeit, glücklich zu sein.

 

Dinge, die Dir mit den Kindern am meisten Spass machen?

Schwer zu sagen. Alles macht mir mit meinem Sohn unheimlichen Spaß –wenn er gute Laune hat. Das hat er glücklicherweise meistens.

 

Was macht Dir mit Deinen Kindern gar keinen Spass? Und warum?

Diskutieren. Erziehen. Streng sein. Das ist wahnsinnig anstrengend.

 

Wer unterstützt Dich in der Kinderbetreuung?

Natürlich mein Freund als Vater des Kindes. Wenn Not am Mann ist, springt häufig meine Mutter, also die Oma, ein – bei der wir ohnehin oft zu Besuch sind.

 

Was macht Dich glücklich und was traurig?

Da gibt es Vieles. Glücklich machen mich zum Beispiel Zeit, Ruhe und eine spannende, sprachlich gelungene Lektüre. Traurig macht es mich, wenn ich ein geliebtes Buch ausgelesen habe und kein neues zur Hand habe – und wenn ich über die Verschmutzung und den Zustand unserer Welt nachdenke.

 

Wie schaffst Du es, zu dem normalen Alltagswahnsinn als berufstätige Mama auch noch so „nebenher“ Bücher zu schreiben?

Das weiß ich auch nicht so genau.

 

 

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Johanna Trommer für das schöne und ehrliche Interview und starten gleich mit der Karl Kessel Verlosung.

 

Gewinnspiel

Wir dürfen nun unter Euch drei Exemplare „Karl Kessel – Der Schneewittchen-Fall“ verlosen. Um was es darin geht? In „Karl Kessel – Der Schneewittchen-Fall“ erwartet das Detektivteam Karl und Marlene ein Fall mit spannenden Erkenntnissen, aber auch einigen Unannehmlichkeiten, die sich ihm in den Weg stellen. So begeben sie sich auf die Spuren eines potenziellen Serienmörders und stürzen in ein wahrlich außergewöhnliches Abenteuer. Dabei darf natürlich auch eine abenteuerliche Verfolgungsjagd mit dem indischen Taxifahrer Bharat Bakshi durch Stuttgart nicht fehlen.

 

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Seid Ihr neugierig geworden? Dann mailt uns auf rosaundlimone@gmail.com (Kommentarfunktion ist deaktiviert) und schon seid Ihr mit im Lostopf. Teilnehmen darf jeder, ob mit oder ohne Blog. Das Gewinnspiel läuft bis zum dritten Adventssonntag, dem 16. Dezember um 24.00. Wer bei Facebook gefällt mir anklickt und/oder den link zum Gewinnspiel teilt oder twittert, hüpft doppelt in den Lostopf. Dies aber bitte in Eurer Mail vermerken!

Der/die Gewinner/in wird am Ende unter allen Teilnehmer/innen ausgelost.

Liebe Grüsse und viel Erfolg bei unserem Gewinnspiel.

rosa und limone

 

Du bist einzigartig mit Daniela vom FABBS

Interview Daniela Freie Aktive Schule

 

Hallo Ihr Lieben.

Letzte Woche flatterte in unser Postfach eine Nachricht von Daniela, die ebenfalls eine Bloggerin aus Stuttgart ist. Allerdings bloggt sie nicht für sich, sondern ehrenamtlich für den Freien Aktiven Bildungs-Blog Stuttgart (FABBS). Da der Blog von Freier Aktiver Schule und Kindergarten noch recht neu ist, bat sie uns, ihr ein wenig unter die Arme zu greifen und den Blog bekannter zu machen und neue (Stuttgarter) Leser zu finden.

Da wir uns erst vor Kurzem intensiv mit den Themen weiterführende Schule sowie Kindergartensuche auseinander gesetzt haben und es viele Einrichtungen gibt, deren Konzept ebenfalls äußerst spannend ist und für viele Kinder eine tolle Alternative bietet, dachten wir, dass ein Interview mit Daniela sicher interessant für Euch ist. Und natürlich unterstützen wir Stuttgarter Blogger uns gerne untereinander, ist doch Ehrensache.

Los geht es also nun mit dem Interview:

 

Interview Daniela Freie Aktive Schule 2

 

Name: Daniela

Blog: https://blog.fas-stuttgart.de/

Beruf: Ich habe Medienmanagement studiert, bin danach eher zufällig in der PR- und Werbe-Branche gelandet. Nach einigen Jahren wollte ich nochmal etwas ganz anderes machen. Daher habe ich mich vor 7 Jahren mit einem eigenen Online-Shop selbstständig gemacht.

Anzahl und Alter der Kinder: 2 Kinder, 3 Monate und 5 Jahre

 

Wie sah Dein Leben vor Deinen Kindern aus?

Ich war in meiner Freizeit vielfältig aktiv und hatte unterschiedlichste Hobbys: Kochen, Singen, Fotografieren, kreative Arbeiten wie Nähen oder Basteln, Reisen, viel Lesen. Die vielen Freizeitaktivitäten hatte ich auch als Ausgleich zu meiner damaligen Arbeitsstelle, die mir leider keine Freude machte.

 

Was hat sich verändert seit Du Kinder hast? Was vermisst Du heute?

Da ich jetzt selbstständig bin und meine Arbeitszeit so einteilen kann, wie es auch mit den Kindern passt, bin ich damit nun viel zufriedener. Einige meiner Hobbys habe ich zum Beruf gemacht (kreatives Arbeiten & Fotografieren). Für meine anderen Hobbys wie z. B. das Singen oder Lesen fehlt momentan die Zeit, das vermisse ich sehr. Ab und zu versuche ich mich an neuen Hobbys wie Bogenschießen, Töpfern oder Gartenarbeit. Besonders die Gartenarbeit habe ich als neues Hobbys für mich entdeckt und in den Alltag eingebaut, da sie mit Kindern sehr gut vereinbar ist.

 

Was ist Stil für Dich? Wie hat sich Dein Stil geändert seit Du Kinder hast?

Auf äußerlichen Stil habe ich noch nie so richtig viel Wert gelegt. Ich bin meistens ungeschminkt und die Kleidung muss praktisch und alltagstauglich sein, gerade jetzt mit Stillkind. Dafür lege ich großen Wert auf meinen „inneren“ Stil: Mir selbst treu zu bleiben, man könnte auch sagen authentisch zu sein. Nichts ist für mich schwieriger, als mich verbiegen zu müssen. In meiner früheren Branche war das manchmal eine Herausforderung. Mit den Kindern und der Selbstständigkeit ist es viel leichter geworden authentisch zu bleiben.

 

Wie sieht ein ganz normaler Alltagstag bei Euch aus?

Mein Mann und ich haben die Kinder momentan etwas aufgeteilt. Er steht morgens mit der Großen auf, während ich mit dem Baby weiter schlafen darf. Er bringt die Große in den Kindergarten, ich bleibe mit dem Baby zu Hause. Nachmittags bin ich dann mit beiden Kindern zu Hause oder im Garten, wir haben Besuch oder gehen auf einen kleinen Abstecher in die Stadt. Da unser Baby mit 3 Monaten noch sehr klein ist, sind wir alle noch in der Findungsphase als vergrößerte Familie. Alles muss sich erst einspielen. Wichtig ist uns das gemeinsame Abendessen. Das ist das Familienessen, bei dem alle wieder da sind und gemeinsam über den Tag gesprochen wird.

 

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Was hat Dich in Deinem Leben geprägt?

Zwei Erfahrungen fand ich sehr prägend.

Zum einen habe ich mein erstes Studium der Architektur nach 5 Semestern abgebrochen. Es hat lange gedauert, bis ich mir eingestanden habe, dass es nicht das Richtige für mich war. Und es hat nochmal lange gedauert, bis ich verstanden habe, dass das kein Scheitern war, sondern dass ich dadurch viel gelernt habe.

Zum zweiten war es der Schritt in die Selbstständigkeit. Dieser lag wie ein großer Berg vor mir. Ich wusste nicht wo anfangen und wo aufhören. Ich hatte Angst vor all den Fehlern, die man dabei so machen kann. Irgendwann habe ich dann einfach angefangen. Und dabei gelernt, dass es nicht wichtig ist, die Dinge perfekt zu machen. Sondern viel wichtiger sie einfach zu machen. Alle Fehler kann man sowieso nicht vermeiden, ich habe genügend davon in der Gründungsphase und auch danach gemacht. Aber auch diese Fehler haben mich weiter gebracht und Neues lernen lassen.

 

Was ist Dir wichtig Deinen Kindern auf Ihrem Weg mitzugeben?

Meine große Tochter hat mir gezeigt, dass Kinder bereits als fast fertige Persönlichkeiten auf die Welt kommen. Mit ihren Charaktereigenschaften, mit ihren Vorlieben, ihren Stärken und Schwächen. Von außen zwar noch etwas beeinflussbar und formbar, doch in ihren Grundzügen schon festgelegt. Mir selbst ist es ja wichtig authentisch sein zu können. Und auch bei der Großen sehe ich, dass sie sich nicht verbiegen lassen möchte. Daher versuche ich ihnen tagtäglich mitzugeben, dass sie genau so richtig sind, wie sie sind. Und falls jemand mal etwas anderes behaupten sollte, möchte ich ihnen so viel Stärke auf den Weg mitgeben, dass sie dann darüber stehen können.

 

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Dinge, die Dir mit den Kindern am meisten Spass machen?

Wir machen sehr gerne gemeinsam Musik, Singen zusammen oder hören Kinderlieder. Auch gemeinsam Malen und kreativ sein, Kuchen oder Plätzchen backen mag ich sehr. Die liebste Zeit des Jahres mit den Kindern ist für mich daher die Adventszeit, da kommen alle diese Dinge zusammen.

 

Was macht Dir mit Deinen Kindern gar keinen Spass? Und warum?

Ich mag keine Brettspiele und gehe nicht sehr gerne auf den Spielplatz. Auf den Spielplatz muss meist mein Mann hin, besonders wenn hohe Klettergerüste aufgestellt sind. Mir wird immer schon vom Zusehen schwindelig, wenn die Große meint, sie muss mal wieder ganz oben freihändig stehen. Es ist noch nie etwas passiert, aber mein Mutterherz hat immer Angst davor. Auch für die Brettspiele ist mein Mann zuständig, da ich (ich gebe es ungern zu) nicht gut verlieren kann.

 

Ein Tipp von Dir, tolles Spiel, tolles Buch, tolle Kinderklamotten…?

Ich liebe das Buch „Wolkenbrot“. Wir hatten es, als meine Große ca. 2 Jahre alt war, aus der Bücherei ausgeliehen. Es hat uns allen so gut gefallen, dass wir es uns selbst gekauft haben. Mittlerweile hat es für die 5-Jährige zu wenig Text. Ich freue mich daher schon, wenn das Baby so groß ist, dass ich das Buch wieder vorlesen kann.

Außerdem mag ich die Kinderkleidung von Enfant Terrible aus Stuttgart sehr. Sie ist zwar etwas teurer, dafür kann man sie aber lange tragen, da sie hochwertig produziert ist und ich unterstütze damit eine andere Stuttgarter Mutter. (Und 2x im Jahr im Sale sind die Preise erschwinglicher.)

 

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Wer unterstützt Dich in der Kinderbetreuung?

Oma und Opa wohnen glücklicherweise in der Nähe und besuchen uns regelmäßig. Auch im Kindergarten unterstützen sich die Eltern teilweise gegenseitig. Da kommt mal das eine Kind zu Besuch. Dafür besucht mein Kind ein anderes an einem Nachmittag, damit ich etwas arbeiten kann.

 

Was macht Dich glücklich und was traurig?

Glücklich bin ich, wenn ich in unserem Garten bin, schöne Musik höre oder selbst mache, eine Nachricht von einem lieben Menschen bekomme, in den strahlend blauen Himmel schaue, wenn ich etwas Gutes zu Essen habe – also die kleinen alltäglichen Dinge im Leben.

Traurig macht es mich, dass sich momentan immer mehr Menschen wieder dazu entschließen, kein Engagement in ihrem Umfeld zu zeigen, sondern nur noch auf sich selbst und ihr Leben schauen wollen. Mein Mann und ich waren oft ehrenamtlich engagiert. Ob im Chor, im Verein oder in der Nachbarschaft. Und wir sind es teilweise immer noch. Wenn es mehr von diesem Engagement gäbe, würde das Verständnis füreinander in unserer Gesellschaft größer werden und der Zusammenhalt stärker. Ich sehe das in unserem Kindergarten, dort ist viel Engagement der Eltern gefragt. Es schweißt uns zusammen und lässt uns zu einer schönen Gemeinschaft werden. Dadurch verbindet uns mehr, als nur der gemeinsame Ort, an dem wir unsere Kinder betreuen lassen. Es entstehen echte Freundschaften zwischen den Eltern, unabhängig ob die Kinder miteinander befreundet sind oder nicht.

 

Du bist sehr aktiv als Bloggerin beim Freien Aktiven Bildungs-Blog Stuttgart (FABBS), wieso habt Ihr Euch als Familie ausgerechnet für dieses Konzept entschieden?

Ehrlich gesagt war uns damals vor zwei Jahren das Konzept des Kindergartens zwar sympathisch, aber es war nicht entscheidend für die Auswahl. Wichtiger war uns die lange Eingewöhnungszeit von 4 Wochen, dass der Betreuungsschlüssel mit 3 Betreuern auf 20 Kinder sehr gut war und dass uns die Betreuer auf Augenhöhe begegneten. Im Nachhinein haben der Kindergarten und sein Konzept sich als absoluter Glücksgriff für unsere große Tochter herausgestellt. Sie hätte es nicht besser treffen können.

Unvergessen bleibt mir ein Erlebnis an unserem „Schnuppertag“, den wir vorab machen durften: Es war Turntag und es gab Streit zwischen den Kindern um die eine Schaukel, die aufgebaut war. Eine der Betreuerinnen nahm sich der Kinder an und begleitete mit einer unglaublichen Geduld die Auseinandersetzung. Ich selbst hätte nach 5 Minuten gesagt: „Und Schluss, wir machen das jetzt so wie ich es sage!“ Sie aber machte keine Ansagen, keine Vorschläge, sondern fragte die Kinder nach ihren Ideen, ihren Gefühlen und Meinungen. Sie moderierte den Streit der Kinder sozusagen. Es dauerte insgesamt bestimmt 20 bis 30 Minuten. Doch danach waren sich die Kinder einig wie sie die Schaukel aufteilen konnten. Sie waren alle wieder zufrieden und hatten nebenbei gelernt, wie man auf konstruktivem Weg gemeinsam Lösungen finden kann. Das hat mich sehr beeindruckt und überzeugte mich, dass mein Kind hier gut aufgehoben ist.

 

Was ist das Besondere am Freien Aktiven Kindergarten?

Im Freien Aktiven Kindergarten hatte ich erstmals bei einer Betreuungseinrichtung das Gefühl, dass diese tatsächlich für die Kinder gemacht ist und sie sich an ihren Bedürfnissen ausrichtet. Oft habe ich es umgekehrt gesehen (und ich habe mehrere Einrichtungen kennen gelernt): Dass sich die Kinder nach den Bedürfnissen der Einrichtung bzw. der Erwachsenen ausrichten müssen. Egal wie sinnvoll oder unsinnig manche Dinge waren, wie Hausschuhpflicht, wie die gewünschte Lautstärke beim Spielen oder das Stillsitzen während des Morgenkreises, usw. So etwas gibt es im Freien Aktiven Kindergarten nicht. Das ist für mich der größte und wichtigste Unterschied: Dass dieser Kindergarten es nicht nur auf seiner Webseite stehen hat, sondern tatsächlich im Alltag kind- und bindungsorientiert arbeitet.

Im tagtäglichen Umgang wird das beispielsweise so umgesetzt, dass (fast) alle Aktivitäten freiwillig sind: Egal ob Morgenkreis, das Werkstattangebot, ob drinnen oder draußen Spielen, der Turntag oder diverse andere Angebote – es wird den Kindern freigestellt, ob sie mitmachen möchten oder nicht. Es gibt keine Regeln wie: „Um 11.00 Uhr gehen alle Kinder in den Garten zum Spielen“. Trotzdem bietet der Kindergarten durch wiederkehrende Punkte einen strukturellen Halt: Morgenkreis, Knabberzeit, Geschichtenzeit, Mittagessen, usw. werden jeden Tag gelebt. Die Betreuer dort heißen nicht Erzieher, sondern Begleiter, da sie die Kinder in ihrer Art und ihrem Wachstum begleiten. Konkret heißt das, wenn ein Kind sich für etwas interessiert, versuchen die Begleiter darauf einzugehen, indem sie Angebote dazu machen. Sie bremsen die Kinder nicht unnötig aus, sondern ermuntern sie zu forschen und sich selbst und ihre Kräfte zu erfahren. Sie gehen mit den Kindern in Beziehung, kommunizieren mit ihnen auf Augenhöhe und nehmen ihre Bedürfnisse ernst.

 

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Deine Tochter geht in den Freien Kindergarten, wird sie später dann auch in die Freie Schule gehen?

Je mehr ich mich mit dem Regelschulsystem beschäftige, desto mehr tendiere ich zu dem Abenteuer Freie Aktive Schule. Da wir Eltern beide auf eine Regelschule gegangen sind, wäre es für uns tatsächlich wie ein kleines Abenteuer. Denn an der Freien Aktiven Schule gibt es keine festen Klassen und nicht so konkrete Lernziele wie an einer Regelschule. Es gibt Kinder, die mit 9 Jahren noch nicht lesen und schreiben können – dafür aber viel anderes gelernt haben. Das müssten wir als Eltern aushalten können.

Für unsere Tochter wäre vieles jedoch einfacher: Sie kennt schon einige Schüler dort, da Kindergarten und Schule sich in gewissen Bereichen wie dem Malraum, dem Außenbereich oder der Turnhalle oft treffen und ein reger Austausch statt findet. Sie kennt dadurch auch bereits das Gebäude und die Begleiter der Schule. Und vielleicht der wichtigste Punkt: Es würde ihrer Art zu lernen sehr entgegen kommen, denn sie lernt sehr stark in Phasen. Mal möchte sie wochenlang Buchstaben lernen und schreiben. Danach kommt eine Zeit, in der sie viel Bewegung benötigt und kaum still sitzen kann, wenn man ihr ein Buch vorlesen möchte. Einige Wochen lang zählt sie alles, was man so zählen kann: Autos, Stifte, Menschen, Treppenstufen, Bushaltestellen, … Dann verliert sie wieder das Interesse an Zahlen und wendet sich dem nächsten Thema zu. An der Freien Aktiven Schule wird dem Rechnung getragen und sie kann frei entscheiden. Wann sie was lernen möchte. Wie stark sie es vertiefen möchte. Oder wann sie eine Pause benötigt und sich lieber bewegen möchte.

Wir sind also noch am Überlegen, ob es die Freie Aktive Schule wird oder doch eine Regelschule. Auf jeden Fall darf unsere Tochter mit entscheiden, denn sie muss sich dort ja für einige Jahre wohlfühlen.

 

 

Liebe Daniela, vielen lieben Dank für Deine schönen Antworten und die Aufklärung über die Freie Aktive Schule bzw. den Kindergarten. Ich persönlich finde das Konzept wirklich toll und kenne selbst einige Eltern, die absolut begeistert und sehr zufrieden sind. Aber wie Du bereits schreibst, muss man als Eltern es sicherlich „aushalten“ können, wenn das Kind im direkten Vergleich zu anderen Kindern aus Regelschulen steht, da wir uns in unserer Leistungsgesellschaft gerne und oft vergleichen. Das beginnt bereits im Kindergarten, was wirklich schlimm ist.

Eigenmotivation und Spaß am lernen werden in der Freien Aktiven Schule sicherlich weitaus besser und individueller gefördert wie auf einer Regelschule. Ob für uns die Entscheidung für das Gymnasium und den leidigen G8 Zug die richtige war, wird sich zeigen. Ich halte Euch auf dem Laufenden.

 

Liebe Grüße.

limone