Hallo Ihr Lieben!
Wir möchten Euch an unserem Leben so gut wie möglich teilhaben lassen und daher möchten wir mit Euch in regelmäßigen Abständen Themen diskutieren, die uns gerade beschäftigen und Euch ein wenig von unseren Sorgen, Gedanken und Erfahrungswerten berichten. Heute fangen wir mit einem Thema an, das uns eigentlich beide bei unseren Kindern am allermeisten nervt: Der Streit zwischen Geschwistern, den wir beide in und auswendig kennen und jeden Tag miterleben können, mal in mehr oder weniger starker Ausprägung.
Unsere Kinder lieben ihre Geschwister wirklich sehr, allerdings sehen sie natürlich auch eine gewisse Konkurrenz im Brüderchen oder Schwesterchen. Bekommt der andere etwa mehr Aufmerksamkeit oder hat er mehr Cornflakes in seiner Frühstücksschale, kann er etwas besser wie ich, hat er etwa meinen Turm kaputt gemacht, heimliches Zwicken und auch Schlagen… Jeder Streiterei folgt natürlich wutentbranntes Geheule und Gezeter: Wir können ein Lied davon singen. Da ist es wirklich gar nicht so einfach, ruhig zu reagieren und je nach unserer eigenen Verfassung reagieren wir mal emotionaler oder auch recht cool.
Dieser Streit um Belangloses zehrt wirklich an den Nerven. Aktuell möchten Louisa und Mats immer gleichzeitig die Haustüre aufschließen und schon im Auto bei der Ankunft gibt es Geschrei, wer als Erstes den Schlüssel bekommt. Das endet manchmal dann auch in Geschubse, Geschrei und Tränenbächen puuuuh. Da helfen weder Geduld noch das Aufstellen gerechter Regeln – einer der beiden schluchzt jedes Mal bitterlich über die himmelschreiende Ungerechtigkeit, dass der andere wieder vor ihm dran war.
Bei Luca 11 und Finn 8 herrscht auch sehr oft Streit. Die beiden Jungs sind vom Alter nur 2 Jahre und 10 Monate auseinander. Gehören beide dem selben Geschlecht an und verstehen den Anderen sehr oft als Konkurrenten. Sie mögen sich sehr gerne, können wunderbar miteinander spielen, sie profitieren von ihren jeweiligen Stärken und trotzdem herrscht fast täglich Krieg im Kinderzimmer.
Wir denken das die Testosteron geballte Männlichkeit einfach oft über sie einfällt. Die Jungs brauchen körperliche Reibungen und die typischen Machtspiele: Wer ist stärker, wen kann ich bezwingen, über wen kann ich auch bestimmen, wer ist besser in der Schule und wer schießt beim Fußball die meisten Tore…
Dieses tägliche Gerangel zehrt sehr oft an unseren Nerven. Wenn man sich einmischt, hat man meist eh schon verloren, da einer sich ständig benachteiligt fühlt, der andere weint, ausflippt oder Türen knallt. Ganz schön anstrengend für uns, was natürlich manchmal auch zu Selbstzweifeln führt: Machen wir etwas falsch, sind nur unsere Kids so und wie sollen wir am besten darauf reagieren?
Andererseits müssen wir auch sagen, dass die Kids wunderbar miteinander spielen können, sich liebevoll umarmen und miteinander kuscheln, sich vor allem in Notsituationen gegenseitig aus der Patsche helfen und sich wunderbar gegen die Vormachtstellung der Eltern solidarisieren. Kurz gesagt: Sie lieben sich, sie hassen sich, sie streiten, sie versöhnen sich – mit einer Dynamik, die für uns Eltern oftmals überraschend und undurchschaubar ist – und umso intensiver, je mehr Geschwister unter einem Dach leben und je näher der Altersabstand untereinander ist.
In einer Zeitschrift haben wir erst vor Kurzem gelesen, dass der Streit unter Geschwistern deshalb oftmals heftiger und existenzieller als der zwischen befreundeten Kindern ist, weil sie die Stärken und Schwächen des anderen besser als sonst jemand kennen und meist mit niemand anderem so viel Zeit miteinander verbringen. Und gerade diese Differenzen sind scheinbar auch nötig, auch wenn sie die Elternnerven ziemlich strapazieren, um dabei unbewusst oder bewusst auch Dinge voneinander zu lernen, die Einzelkinder niemals in dieser Dimension erfahren könnten. Zuneigung und Hass, Verbündung und Konkurrenz, zärtliche Fürsorge und gnadenloser Verrat, das sind Gefühle, die Geschwister füreinander hegen können. Widersprüchlicher könnte es kaum sein. Meist haben Geschwister trotz Streitereien ein tiefes, inniges Verständnis füreinander, weil man mit keinem anderen Menschen auf der Welt soviel gemeinsam hat – die Eltern, das Zuhause, Erbanlagen und Erinnerungen, was sich auch fortsetzt, wenn man bereits erwachsen ist.
Wie geht man denn nun am besten mit den kleinen Streithälsen um?
Da ist sicherlich guter Rat teuer. Wir versuchen als Eltern gegenüber unseren Kindern unparteiisch zu sein und sie in ihrer liebevollen Beziehung zueinander aufzubauen und zu fördern. Das funktioniert wunderbar mit gemeinsamen Aktivitäten und Spielen ohne Konkurrenzkampf. Wichtig finden wir es auch, dass wir alleinige Zeit mit den einzelnen Kindern verbringen, dass sie dann für gewisse Stunden alleiniger Mittelpunkt und die volle Aufmerksamkeit von Mama und Papa erhalten.Es ist wichtig nicht allzu oft einzugreifen, denn unserer Meinung nach ist es am besten, wenn Kinder die Konflikte untereinander selber klären können. Kinder sollten all ihre Gefühle dem Geschwister gegenüber frei und offen äußern können: Wut, Ärger, Neid, Enttäuschung usw. müssen lebbar sein. Natürlich muss alles gerecht zugehen. Die Kleinen kann man auch bei der Lösung ihrer Konflikte ein wenig unterstützen und für gegenseitiges Verständnis werben. Ab und zu kann man es auch zulassen, dass sich die Kinder gegen die Eltern verbünden.
Wichtig finden wir übrigens auch, dass wir als Eltern Konflikte aushalten können, denn Kinder sollten bis zu einem gesunden Maß selbst lernen Konflikte ohne Erwachsene zu lösen, was man ihnen natürlich vorleben muss. Denn man ist natürlich immer auch Vorbild und bekommt oftmals einen Spiegel vorgehalten. Daher sollten auch wir Eltern bei Diskussionen und Streitereien unsere Konflikte konstruktiv lösen.
Es gibt nichts schlimmeres für uns beide als Eltern, die ihre Kinder unter eine Käseglocke stellen und versuchen jegliche Unangenehmheit aus dem Weg zu räumen. Sich permanent bei anderen Eltern, Lehrern oder Erziehern zu beschweren, wenn ihrer Meinung nach das eigene Kind mal wieder benachteiligt wurde. Natürlich alles im Namen ihrer Kinder… Diese Eltern tun ihren Kindern keinen Gefallen, denn es ist nun mal so, dass das Leben uns jede Menge Steine in den Weg legen kann. Und dann ist es von Vorteil wenn wir die Lösungsmöglichkeiten schon in der Kindheit üben durften.
Das als kleiner Trost wenn es mal wieder etwas lauter wird,die Nerven blank liegen und kein Ende in Sicht ist. Dreht eure Lieblingsmusik auf und tanzt mit der Kaffeetasse durchs Haus. Geht natürlich nicht immer. Manches Mal hilft wirklich nur noch ne klare Ansage!
Wie geht Ihr denn mit Grabenkämpfen daheim um? Um welche „Belanglosigkeiten“ streiten Eure Kinder?
Wir sind gespannt, viele liebe Grüße und Euch allen gute Nerven!
rosa&limone