Du bist einzigartig mit der Verlegerin Alissa Leonie

Hallo Ihr Lieben!

Wir haben endlich einmal wieder ein Interview für Euch, das wir schon eine ganze Weile geführt haben und das aufgrund diverser Projekte ehrlich gesagt etwas vergessen worden ist. Schande über uns, denn das Interview mit Alissa ist äußerst spannend und bewegend. Ihr erfahrt zum Beispiel, wie sie es geschafft hat ihren eigenen Verlag zu gründen, was der Unterschied zwischen einem Leben in Brasilien und Deutschland ist und natürlich hat sie einen wunderschönen Kinderbuchtipp für Euch! Los geht’s:

 

Alissa Leoni Ambrosch (c) privat

 

Name: Alissa Leoni Ambrosch

Blog: www.taugenichtsverlag.de

Beruf: Ökonomin, Verlegerin

Anzahl und Alter der Kinder: Ich habe einen Sohn, er ist drei Jahre alt. Er heißt Emilio, aber ich nenne ihn bei seinem Spitznamen „Pepi“.

 

Wie sah Dein Leben vor Deinen Kindern aus?

Ach, ganz anders. Wir haben in Berlin gelebt, dort habe ich studiert, danach in verschiedenen Projekten in Berlin und ganz Deutschland gearbeitet. Wir waren viel unterwegs, haben abends oft bei „Omoni“ oder „Onkel Ho“ gesessen. Es war ein sehr freies Leben in einer tollen Stadt. Wir haben uns aber ein Kind sehr gewünscht. Berlin ist auch für Kinder eine großartige Stadt, leider sind wir dann spontan nach Brasilien gegangen, das war im Nachhinein betrachtet keine gute Entscheidung, da dort die Situation nun sehr instabil ist. Das konnten wir aber damals nicht wissen.

 

Was hat sich verändert seit Du Kinder hast? Was vermisst Du heute?

Ich habe sehr viel weniger Zeit, natürlich. Ich vermisse die Unabhängikeit, einfach so loszugehen, die Zeit zu vergessen. Ich hätte gerne mehr Zeit, um mich ein wenig hübsch zu machen, etwas sanfter in den Tag zu gleiten. Das fehlt mir etwas.

 

Was ist Stil für Dich? Wie hat sich Dein Stil geändert seit Du Kinder hast?

Das ist eine gute Frage: die Art, etwas zu erschaffen? Wie man etwas tut, in welcher Kombination? Stil ist etwas sehr persönliches. Mein Stil hat sich nicht im wesentlichen geändert. Ich bevorzuge nun bequeme Kleidung, in denen man auch sorglos mit Kindern spielen kann.

 

Alissa Leoni Ambrosch mit Sohn Pepi (c) privat-1

 

Wie sieht ein ganz normaler Alltagstag bei Euch aus?

Wir sind ja gerade wieder in Deutschland angekommen. Erst sind wir von Berlin nach Brasilien und dann von Brasilien nach Gelnhausen gezogen. So habe ich leider noch keinen Krippen/ Kindergartenplatz für meinen Sohn, stehe schon seit Monaten auf der Warteliste. Deshalb müssen mein Mann und ich uns die Betreuung im Moment teilen, das ist arbeitstechnisch natürlich eine große Herausforderung. An einem Tag, an dem ich auf unseren Sohn aufpasse, frühstücken wir lange (sehr lange) und dann gehen wir raus, entweder auf den Fußballplatz oder auf den Spielplatz. Manchmal spazieren wir auch den Fluß entlang und sprechen mit den Enten. Zum Mittagessen kommen wir nach Hause.

Den Haushalt muss ich nebenbei machen, in den Minuten in denen Pepi mit seinem Lego beschäftigt ist oder wenn er nach dem Essen ein wenig Fernsehen darf.

Am Nachmittag gehen wir meistens zusammen einkaufen, ich habe einen Biomarkt hier gefunden, dort ist es weniger hektisch, sodass das Einkaufen auch mit Kind möglich ist. 🙂 Sonst malen wir etwas, gehen noch einmal auf den Spielplatz oder verabreden uns mit anderen Kindern, an regnerischen Tagen backen wir manchmal etwas. Mindestens einmal in der Woche gehen wir ins Schwimmbad.

 

Was hat Dich in Deinem Leben geprägt?

Meine Reisen. Sie haben mich so viel gelehrt. Verluste haben mich geprägt, Berlin hat mich geprägt. Ohne Berlin wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin. Die Stadt hat mir geholfen, zu mir selbst zu stehen.

 

Was ist Dir wichtig Deinen Kindern auf Ihrem Weg mitzugeben?

Ich möchte, dass mein Sohn seine Stärken kennt und sich wegen seiner Schwächen nicht schämt, sondern zu ihnen steht. Jeder hat Schwächen, das ist ganz normal. Ich zum Beispiel bin manchmal etwas zu dickköpfig, und ich mag es überhaupt nicht, Klamotten zusammenzulegen und in den Schrank zu räumen. Ich kann überhaupt nicht singen und bin leider etwas unsportlich. Aber dafür soll man sich nicht schämen. Ich wünsche Pepi, dass er ein hilfsbereiter Mensch wird; wer Hilfe anbietet, dem wird sie widerfahren. Ich möchte meinem Sohn mit auf den Weg geben, das er seinen Teil leistet, damit wir in Frieden und in einer offenen Gesellschaft leben können. Und ich hoffe, dass er die Freuden des Lebens genießen kann.

 

 

Alissa Leoni Ambrosch mit Sohn Pepi 2 (c) privat

 

Dinge, die Dir mit den Kindern am meisten Spass machen?

Ich male gerne zusammen mit meinem Sohn. Es kommen immer so witzige Bilder dabei heraus. Es macht mir auch unglaublichen Spaß, ihn anzuknappern. Als wären wir zwei Äffchen.

 

Was macht Dir mit Deinen Kindern gar keinen Spass? Und warum?

Leider ist es der Besuch bei einigen Verwandten oder Bekannten. Es herrscht hier oft die Ansicht, dass Kinder immer leise sein und still bei Tisch sitzen müssen, alles andere gilt als unerzogen. So wird der eigentlich schöne Besuch bei Verwandten zu einem stressigen Muss. Das ist schade.

In Brasilien ist es so, dass sich die Kinder umeinander kümmern, die Großen passen auf die Kleinen auf und wenn sie zusammen spielen, spielt die Lautstärke eigentlich für die Eltern nie eine Rolle. Das war für uns eine große Umstellung. Sie fällt uns immer noch schwer.

Mein Vater und seine Frau haben da eine schöne Ausnahme gebildet. Sie toben und lachen einfach mit. Das ist schön zu sehen. Bemerkenswerterweise benimmt er sich dann bei ihnen auch am besten.

 

Ein Tipp von Dir, tolles Spiel, tolles Buch, tolle Kinderklamotten…?

Hmmm… nun muss ich natürlich sagen, dass die Bücher aus meinem Verlag eindeutig mit zu meinen Liebelingsbüchern gehören. Für jedes Buch haben wir im Team mehr als ein Jahr gebraucht. Im Herbst kam nun das zweite Buch heraus. Ansonsten liebe ich die Bücher von Benji Davies und das neue Buch von Piotr Socha „Bienen“. Mein Sohn wurde im Spätsommer das erste Mal von einer Biene gestochen und findet Bienen gerade sehr spannend.

Sonst liebt Pepi besonders die Kinderbuchserie (meist ohne Text) „Mimi Cracra“.

Die Mitmachmusik von der brasilianischen Kinderband „Palavra Cantada“ hören wir sehr gerne, das sind unglaublich tolle Texte und liebevolle Spiele. Man nennt sie „musikalische Spiele“. Sie machen sicherlich auch Spaß, wenn man die Sprache nicht versteht, vielleicht kann man sich einen eigenen Text dazu ausdenken. Besonderns das Becherspiel ist bei Kindern in Brasilien sehr beliebt. Hier ist der Link: http://www.projetopalavracantada.net/

Man muss die Seite etwas hinunterscrollen, unten ist dann die GALERIA BRINCADEIRAS MUSICALS, dort auf videos klicken – voilà, dort findet man die Musikspiele.

Das Becherspiel heißt: Arrastadinho. Leider kann man vieles hier in Deutschland nicht abspielen.

 

Wer unterstützt Dich in der Kinderbetreuung?

Mein Mann und eine Babysitterin. Ich habe leider die Erfahrung gemacht, dass die familiäre Unterstützung nicht so selbstverständlich ist wie in Brasilien, wo der Uropa auch gerne aufpasst und mit dem Urenkel im Hof Fußball spielt. Hier wird den Eltern (oder eben einer Einrichtung wie dem Kindergarten) meist die ganze Betreuung überlassen. Das ist schade und tut auch den Kindern nicht gut.

Ich finde die Spielplätze hier allerdings wirklich schön, es gibt kaum ein anderes Land, das so schöne Spielplätze hat wie Deutschland. Das ist im gewissen Maße auch eine Unterstützung. 🙂

 

Was macht Dich glücklich und was traurig?

Es macht mich glücklich, wenn es den Menschen um mich herum gut geht. Mein Sohn macht mich glücklich.

Reisen macht mich glücklich. Und meine Arbeit.

Traurig macht mich, wenn ich das Gefühl habe, nicht angenommen zu werden, wie ich bin, fremd zu sein. Das ist ein sehr beklemmendes Gefühl.

 

 

Palalu-die-Zauberkuh

 

Wie ist Palalu* entstanden? Was kommt als nächstes?

Ich habe den Verlag ja schon 2012 gegründet, damals haben wir alles Mögliche verkauft: Ohrringe, Notizbücher, Postkarten, gerahmte Illustrationen, Selbstgemachtes; immer am Wochenende auf verschiedenen Märkten in Berlin. So haben wir die Selbstständigkeit nebenbei aufgebaut. Mein Mann arbeitet heute angestellt, und ich betreue den Verlag, aber damals in Berlin hat er sehr viel öfter auf den Märkten gearbeitet. Bücher zu machen war etwas, dass ich mir lange gewünscht habe. Allerdings ist es sehr teuer, und sehr aufwändig, deshalb dauerte es lange, bis ich dies verwirklichen konnte. Ich war gerade dabei, erste Manuskripte zu suchen, erste Illustratoren, da habe ich die Autorin zufällig in einer Buchhandlung kennengelernt. Sie suchte nach dem Buch mit dem wunderbaren Titel: „Dieses Buch sollte mir gestatten, den Konflikt in Nah-Ost zu lösen, mein Diplom zu kriegen und eine Frau zu finden“. Ein unglaublich tolles Buch vom mückenschweinverlag. Sie hatte damals den Titel nicht mehr genau im Gedächtnis, ich hatte das Buch gerade vor zwei Monaten gelesen und so kamen wir ins Gespräch. Ich war gerade dabei erste Manuskripte für Kinder- und Jugendbücher zu sammeln, sie war von Wien nach Berlin gezogen, um zu schreiben. Sie hatte „Palalu“ zu diesem Zeitpunkt schon verfasst, aber noch keinem Verlag angeboten. Ich fand den Text witzig und konnte mir vorstellen, dass zu diesem Werk tolle Bilder entstehen können und so fingen wir die Arbeit an… Ich habe dann Celine als Illustratorin gewonnen, Pazit sagte mir, sie wolle es „rund und bunt“. Celines Bilder haben sehr schöne Kontraste; sind naiv, aber nicht kitschig, ich liebe die Ausstrahlung ihrer Bilder. Wir konnten zusammen gut arbeiten und so fing es an.

Im Herbst erschien „Frost Jupiter“, darauf habe ich mich ebenfalls sehr gefreut!

 

 

Ein großes Dankeschön an Alissa für das schöne interview und bitte entschuldige die Zeitverzögerung unsererseits!

Na Ihr Lieben, habt Ihr Lust bekommen, endlich einmal wieder ein schönes Kinderbuch in die Hand zu nehmen? Palalu ist ein wunderschönes Buch, das unsere Kinder sehr mögen, wir können es Euch wirklich nur ans Herz legen.

Habt einen schönen Sonntag, wir müssen uns heute noch ein wenig auf den morgigen Alltagsstart vorbereiten.

Liebe Grüße

rosa&limone

 

 

* Palalu die Zauberkuh ist von Pazit Sarit Schraga (Autor), Celine Geser (Illustrator), vom taugenichts Verlag