Du bist einzigartig mit Rebecca von Verlockendes

Hallo Ihr Lieben!

Wir dürfen Euch heute eine weitere tolle und einzigartige Frau vorstellen, die sich die Mühe gemacht hat, unsere Interviewfragen zu unserer Reihe *du bist einzigartig* überaus ausführlich und tiefgründig zu beantworten. Rebecca von dem wunderschönen Blog Verlockendes hat sich wirklich für jede einzelne Frage sehr viel Zeit genommen und hat sich viele Gedanken zum Thema Kinder, Frauen und Beruf gemacht. Ihre Einstellung zu diesem Thema finden wir wirklich sehr gut und teilen wir aus vollster Überzeugung. Schaut es Euch an, wir denken, jede Frau kann sich in den Antworten wiederfinden bzw. kann vielleicht etwas für sich selber mitnehmen, das würde uns und sicher auch Rebecca sehr freuen. Jetzt möchten wir Euch nicht länger auf die Folter spannen und starten:

„Du bist einzigartig“
Name: Rebecca
Blogwww.verlockendes.de
Beruf: Sozialversicherungsfachangestellte Fachrichtung Krankenversicherung
Anzahl und Alter der Kinder: 1 Sohn, 2 Jahre alt
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Wie sah Dein Leben vor Deinen Kindern aus?

Bevor mein Sohn Ben geboren war, dominierte mein Job mein Leben. Ich war zeitlich relativ eingespannt – hatte aber trotzdem die perfekte Balance zwischen Job+Freizeit gefunden. Ich habe wirklich genossen, Freiheiten zu haben und als Frau sehr eigenständig und selbstbestimmt leben zu können. Kurz: Ich war zufrieden!

Was hat sich verändert seit Du Kinder hast? Was vermisst Du heute? 

Damals sagten mir alle Freunde und Familie, nichts wird jemals so sein, wie es war, wenn Ben erst einmal da ist. Ich bin kein Mensch, der Augenwischerei liebt und mir war die Verantwortung, die auf mich zukam natürlich sehr bewusst. Trotzdemhabe ich mir vieles ganz anders, ja einfacher vorgestellt. Für eine Frau, die immer selbstbestimmt gelebt hat, sich eigentlich recht viel leisten konnte und immer tun konnte, wozu sie Lust hatte, ist das Leben mit Kind anfangs oft ein riesen Schock. Ich möchte nicht schönreden, dass ich die ersten Monate stark damit zu kämpfen hatte, nicht mehr “ich” zu sein – und brauchte einige Zeit zu akzeptieren, dass ich, mein Leben und alles drum herum sich verändert hat und es trotzdem gut so ist, wie es ist. Es mag sich paradox anhören, aber so sehr ich mein Kind mit jeder Faser meines Körpers liebe, so sehr liebe ich auch mich selbst und bin daher froh, mich nicht nur als “Mutter” definieren zu müssen! Wenn man mich jetzt konkret fragt, was ich vermisse: Zeit alleine! Also wirklich reine Zeit mit mir allein. Stundenlang abends lesen, mir alleine etwas kochen und die Ruhe genießen. Oder einfach alleine shoppen zu gehen, stundenlang bei Starbucks zu sitzen und Menschen zu beobachten. Ich bin ein Mensch, der gerne auch mal ganz für sich alleine ist! Es gibt Tage, an denen ich mich wie ein Roboter fühle und schlichtweg nur funktioniere – das ist bis heute noch sehr schwer für mich zu akzeptieren.

Was ist Stil für Dich? Wie hat sich Dein Stil geändert seit Du Kinder hast?

Stil ist etwas, dass nicht konkret messbar oder definierbar ist. Stil ist für mich nicht nur das Sichtbare, sondern auch das Unsichtbare. Stil kann sein, etwas schön zu dekorieren. Einen Hang zu gutem Essen zu haben, gern Sport zu treiben oder sich einfach gerne und gut zu kleiden. Stil ist etwas, dass jede Persönlichkeit unterstreicht. Viele Menschen haben den selben Stil, oder sind sich ähnlich, was visuellen Geschmack ausmacht – den Feinschliff dazu gibt einfach die eigene Persönlichkeit, der Charakter und wie man anderen gegenübertritt. Ich könnte jetzt nicht konkret sagen, dass sich mein Stil durch Ben geändert hat – ich gehöre nicht zu dem Typ Mutter, der jedem Kindertrend hinterher ist – ich hatte nicht einmal eine Wickeltasche für Ben 😉

Wie sieht ein ganz normaler Alltagstag bei Euch aus?

Ich muss gerade über diese Frage schmunzeln. Vor einigen Tagen hab ich in meinem Blog darüber berichtet “wie das Leben sein sollte”… Ganz normalen Alltag gibt es in meiner Familie seit dem Hauskauf sowieso nicht mehr, da wir ständig werkeln und renovieren. Allerdings gibt es feste Rituale, die ich und auch Ben sehr brauchen – mir ist z.B. immer sehr wichtig, dass wir, egal wie der Tag gelaufen ist, mindestens einmal alle zusammen essen. Am Wochenende esse ich auch oft mal mit Freundinnen zusammen, aber in der Woche ist es ein Muss: Ben, Papa + Mama am Essenstisch mit selbstgekochtem Essen!

Man kann meinen Tag mit ein paar Eckpunkten beschreiben: 6 Uhr aufstehen, 7 Uhr Ben bei der Tagesmutter absetzen, Nach Köln zur Arbeit düsen, 8-15 Uhr arbeiten, Heimfahren. Dann mache ich ein wenig Haushalt bzw. bereite das Essen vor und gehe mit Ben noch 1 Stunde raus. 18 Uhr Abendessen, 19 Uhr geht Ben ins Bett. Abends fängt dann mein “Nebenjob”, der Blog an. Ich beantworte Mails, verhandle mit Werbepartnern, bearbeite Fotos und schreibe Texte. bin ein ordnungsliebender Mensch und würde am Liebsten jede freie Sekunde damit verbringen, unseren Haushalt in Schuss zu halten (auch wenn ich diese Art von Arbeit hasse!) – jedoch merke ich aufgrund einiger persönlicher Schicksalsschläge in meiner Familie / auf meiner Arbeit, dass das Leben wirklich sehr kurz ist! Und immer öfter bemerke ich, dass ich loslassen kann und einfach mal mit Ben auf den Spielplatz gehe und ihm beim Buddeln zuschaue – egal wie das Bad/der Wäscheberg/die Küche aktuell aussieht. Das tut gut!

Was hat Dich in Deinem Leben geprägt?

Das sind so viele kleine Dinge. Ich habe mich früher viel über Dinge geärgert, Dinge, die man sowieso nicht ändern kann. Ich hatte, wie ich schon oben sagte, im letzten Jahr einige Schicksalsschläge zu verdauen, auch wenn sie nicht nur privater Natur waren. Das erdet ungemein. Manchmal sind diese Schicksalsschläge notwendig, um wieder einen klaren Blick zu bekommen, für die WIRKLICH wichtigen Dinge. Ich halte mir mindestens 1x täglich vor Augen: Deine Zeit ist begrenzt. Nicht, weil ich selbst in Panik verfallen will – nein, um bewusster zu werden. Um mich nicht über Kleinigkeiten zu ärgern, ich will einfach leben, genießen, da sein und trotzdem eine Art Routine im Alltag haben – alles andere, interessiert mich immer weniger! Probleme im Alltag sind wie das Salz in der Suppe – man muss einfach lernen, sie zu lösen bzw. damit umzugehen. Alles, außer schwere Krankheit, lässt sich immer irgendwie regeln. Trenne dich von allem, was dir ein Klotz am Bein ist und dich nicht weiter bringt! Das ist meine Devise!

Was ist Dir wichtig Deinen Kindern auf Ihrem Weg mitzugeben?

Für mich sind Ehrgeiz, Leidenschaft und Durchhaltevermögen die wichtigsten Dinge, die man für Erfolg im Leben braucht. Damit meine ich jetzt nicht nur den messbaren, beruflichen Erfolg. Ich denke in ganzer Linie ist Selbstvertrauen, Eigenständigkeit und vor allem Sensibilität sehr wichtig. Sensibel zu sein, für Gefühle, Entscheidungen und auch sich selbst wahrzunehmen. Ich versuche Ben zu vermitteln, dass er alles schaffen kann – alleine! Und wenn es eben nicht mehr geht, dann hilft ihm jemand. Menschen, die leidenschaftlich sind, für sich selbst einstehen – die werden immer geliebt!!! Natürlich ist gutes Benehmen und Anstand, sowie Respekt auch sehr sehr wichtig – aber versucht das mal, einem zweijährigen Knirps zu vermitteln – das habe ich mir übrigens auch leichter vorgestellt 😉

Dinge, die Dir mit den Kindern am meisten Spaß machen?

Ich liebe es, mit Ben zu lachen. Kinder haben so ein ansteckendes, ehrliches und glockenhaftes Lachen, ich liebe es, wie er sich über infantile Dinge stundenlang beümmeln kann. Und ich liebe seine noch verkorkste Sprache. Ben spricht noch nicht allzu viel, aber sein niedlicher Drang sich zu vermitteln – ich liebe es, ihm zuzuhören. Und ich freue mich darauf, die Welt in den nächsten Jahren durch seine Kinderaugen sehen zu können.

Was macht Dir mit Deinen Kindern gar keinen Spaß? Und warum?

Ganz klare Antwort: Der Haushalt. Ich hasse putzen! Und ich hasse es noch mehr, wenn ein nölendes Kind daneben steht, dass eigentlich nach draußen auf den Spielplatz will und mich permanent unterbricht. Perfektionismus und wenig Lust zum Putzen sind zwei Dinge, die einen in den Wahnsinn treiben können, glaubt mir ;)!!! Was ich nicht mag: Druck! Sei es der Druck von Außen, wie du bzw. dein Kind “funktionieren” soll, als auch der Druck, den man sich durch sein Umfeld selber macht. Ich gebe nichts um Statistiken oder Mütter, deren Lebensaufgabe darin besteht, ihr Kind durch die Entwicklung zu hetzten, ja regelrecht zu “prügeln”.

Ein Tipp von Dir, tolles Spiel, tolles Buch, tolle Kinderklamotten…?

Da sind wir noch in der Findungsphase. Bei Klamotten liebe ich die Jacken und Schuhe von Zara Baby. Sie sind erschwinglich, sehr schick und die Schuhe z.B. aus echtem Leder, das mag ich besonders gern. Bücher? Ben liebt die Wimmelbücher von Ali Mitgutsch. Nicht mehr ganz aktuell – aber ich liebe die lustigen Illustrationen.

Wer unterstützt Dich in der Kinderbetreuung?

In erster Linie natürlich mein Partner, muss man allerdings dazu sagen, dass er mehr arbeitet als ich – was das Ganze natürlich erschwert. Ich habe bereits wieder angefangen zu arbeiten, als Ben ein Jahr alt war. Damals war ich völlig überfragt, wie ich das mit der Kinderbetreuung jemals regeln soll – ich habe aber Gott sei Dank die weltbeste Tagesmutter gefunden – sie ist einfach wunderbar und wie ein Geschenk. Leichter hätte ich den beruflichen Wiedereinstieg niemals haben können! Und Ben liebt es, dort zu sein. Es ist eine ganz andere Welt, mit Geschwistern, anderen Kindern, Hunden und: JEDER MENGE SPIELZEUG!!!

Was macht Dich glücklich und was traurig?

Glücklich macht mich, dass ich für mich einen Weg gefunden habe, meine persönlichen Interessen und die Familie unter einen Hut zu bringen. Dass es nicht verwerflich ist, trotz Kind eine toughe Frau zu sein die mitten im Leben steht – die sich keine Vorwürfe machen muss weil sie gerne arbeitet und ihr Kind trotzdem von Herzen liebt. Jedes Schuldgefühl wäre hier fehl am Platz!

Traurig macht mich allerdings, dass viele Frauen trotzdem große Schwierigkeiten haben, Job + Kind zu vereinbaren. Dass es noch sehr viele Arbeitgeber gibt, die gerade eine dringend erforderliche Teilzeitvereinbarung scheuen, dass die Kinderbetreuung sehr kostenintensiv und teilweise nicht vereinbar ist – oder man gar nicht erst eine findet. Ich finde es traurig, dass gerade unverheiratete Frauen in Deutschland die Verlierer in ganzer Linie sind!!! Egal, ob alleinerziehend oder in einer Partnerschaft. Alleine, was einer Frau an Rentenansprüchen verloren geht während sie das Kind betreut bzw. dadurch weniger arbeiten kann – ist einfach ein Unding. Jetzt denken vielleicht einige Leser: Soll sie doch heiraten! Nein, ich heirate, weil ich meinen Partner liebe, weil der Zeitpunkt dazu gekommen ist. Ich habe ein Kind bekommen – und möchte die gleichen Rechte haben, wie jeder andere auch! Ich möchte nicht dazu genötigt sein, heiraten zu müssen, damit wenn ich mein Kind betreue ich dafür später z.B. einen entsprechenden Rentenausgleich habe und unter Umständen zu einem Sozialfall werde – Dinge, über die keine Frau gerne spricht – aber jede Frau dringend nachdenken muss! Man sagt bei unverheirateten immer so schön, für den wirtschaftlich schwächeren Partner gibt es keinen Schutz! Ich appelliere daher an jede Frau: Nutzt die Chancen, die ihr in diesem Land habt – auf Bildung, Ausbildung+Absicherung! Ein Weg, sich vor Armut zu schützen und in die Zukunft zu investieren! Auch in die Zukunft eurer Kinder!

 

 

Liebe Rebecca, noch einmal VIELEN LIEBEN DANK, Dein Interview hat uns wirklich RIESIG gefallen und sicherlich auch unseren Lesern!

Liebe Grüsse und Euch allen ein schönes Wochenende

rosa & limone

  • Anna sagte am 28. April 2013 um 12:08 Uhr

    Danke für das tolle Interview, vor allem die letzte Antwort gefällt mir als alleinerziehende, unverheiratete Mutter mit zwei Kindern sehr gut, denn es ist wirklich kein Zuckerschlecken in Deutschland. Danke Dir für die inspirierenden Worte…
    Liebe Grüsse
    Anna N.

  • Ninu sagte am 28. April 2013 um 18:51 Uhr

    Sehr einfühlsames Interview mit Antworten, die man sich zu Herzen nehmen sollte. Klasse!!!

  • Gisela sagte am 28. April 2013 um 19:01 Uhr

    Hut ab vor allen Müttern. Soviel Power und Disziplin …

  • Sarah sagte am 28. April 2013 um 22:56 Uhr

    Ein wundervolles Interview.Eine bewundernswerte Frau mit einer tollen Einstellung.Macht Spaß Eure tolle Reihe mit lauter tollen Frauen.Eure Sarah

  • Tammy sagte am 30. April 2013 um 13:45 Uhr

    Ein tolles Interview!